HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 26.6.2026
Niederlande/Unabhängigkeitspreis/Nato-Gipfel
Nato-Gipfel in Den Haag: Historisch und Ausdruck der Zeitenwende: „Wandel von der Soft- zur Hardpower“/Robert D. Kaplan erhält den Unabhängigkeitspreis/Gespräch mit dem US-Journalisten und Preisträger
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Der Nato-Gipfel in Den Haag war ein historischer. Das kann man jetzt schon sagen. Beschlossen haben die 32 Mitgliedsstaaten die Verteidigungsausgaben von bisher zwei Prozent der Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf künftig fünf Prozent des BIP bis spätestens 2035 zu erhöhen.
„Das ist ein Meilenstein,“ wie des Nato-Generalsekretär Mark Rutte formulierte. Es ist aber nicht nur ein „Meilenstein“ sondern diese Entscheidung sendet auch eine klare Botschaft an Moskau – aber auch an den Iran und an Peking, die Botschaft, dass die westliche Verteidigungsallianz geeint ist und gemeinsam die Sicherheit ihrer 32 Mitgliedsstaaten schützen und garantieren will. Artikel fünf des Nato-Vertrags – gegenseitiger Beistand bei einem Angriff – wurde damit erneut bekräftigt.

Der Niederländer Mark Rutte, Nato-Generalsekretär, ist der Architekt des historischen Ergebnisses des Nato-Gipfels in seiner Heimatstadt Den Haag, das am 24. und 25 Juni 2025 stattfand
Der Wandel der NATO von der Soft zur Hard Power
„Dieser Nato-Gipfel symbolisiert den Switch (den Wandel) von der Soft- zur Hard-Power,“ kommentiert Robert D. Kaplan im Gespräch mit HM-HETZELMEDIA das Ergebnis des Haager Nato-Gipfels. „Das wird dazu beitragen, dass die Kluft zwischen den USA und Europa wieder kleiner wird. Da die europäischen Nato-Länder sich nun dazu verpflichtet haben, mehr für die Verteidigung auszugeben, werden sie in Zukunft wieder mehr Einfluss in Washington und auf US-Präsident Trump haben,“ stellt Kaplan fest.
Robert D. Kaplan erhielt nach Ablauf des Nato-Gipfels in Den Haag im Internationalen Pressezentrum „Nieuwspoort“ den diesjährigen „Dutch Independence Award.“ Es ist der niederländische Unabhängigkeitspreis, eine sehr prestigeträchtige Auszeichnung. Sie wird von der Stiftung „Nederlandse Onafhankelijkheid“ jährlich vergeben.

Jan Anthonie Bruijn, Vorsitzender des niederländischen Senats (Eerste Kamer) reicht den Unabhängigkeitspreis aus an Robert D. Kaplan im Internationalen Pressezentrum Nieuwspoort, Den Haag, am 25. Juni 2025
In seiner Dankesrede sprach Kaplan alle drei großen Krisenherde dieser Welt an: Ukraine, Nahost und den China-Taiwan-Konflikt. Zum russischen Angriff auf die Ukraine sagte er, dass der Westen die Ukraine nicht aufgeben dürfe, denn der russische Präsident und Diktator Putin werde weitere Länder in Europa angreifen, wenn er seine Kriegsziele in der Ukraine erreichen sollte. Zur Lage im Iran führte Kaplan aus, dass es wohl das Beste wäre, wenn es in der totalitären Islamischen Republik einen „Regime-Change,“ also einen Machtwechsel gebe. „In der langen und stolzen Geschichte des Iran sind die letzten 40 Jahre der islamistischen Mullah-Herrschaft eine Katastrophe,“ meint Kaplan.

Der Laureat Robert D. Kaplan in seiner Dankesrede
Bemerkenswert war auch seine Analyse zum Konflikt China-Taiwan. Kaplan erinnerte an den historischen Besuch des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon und US-Außenminister Henry Kissinger bei Mao Tse Dung in Peking im Jahr 1972. Nixon und Kissinger versuchten in der Periode des Kalten Krieges China als Verbündeten gegen die damalige Sowjetunion zu gewinnen. Sie haben einen hohen Preis dafür bezahlt. Denn sie haben dem Prinzip der so genannten „Ein-China-Politik“ von Mao zugestimmt. Das bedeutete, dass die kommunistische Volksrepublik China einen Anspruch auf Taiwan erheben konnte, obwohl Taiwan niemals Teil der erst am 1. Oktober 1949 gegründeten Volkrepublik China war. Zwar hätten die USA damals auch gleichzeitig den „US-Taiwan-Relation-Act“ beschlossen. Diese Beistandsverpflichtung der USA für Taiwan gelte zwar noch immer. Offen aber sei die Frage, ob die USA Taiwan im Falle eines Angriffs von China auch militärisch verteidigen würden, gab Kaplan zu bedenken.

Geerten Waling Vorsitzender der „Stichting Nederlandse Onafhankelijkheid“
„Die USA sind total gespalten – die politische Mitte ist verschwunden“
Gefragt nach der innenpolitischen und polarisierten Situation in den USA antwortete Kaplan: „Die politische Mitte ist in den USA verloren gegangen. Das Land ist völlig gespalten. Die Demokraten driften immer weiter nach links. Das macht die Republikaner und Trump immer stärker.“

Mit dem Preisträger Robert D. Kaplan in Nieuwspoort

Marijke Hetzel im Gespräch mit Robert D Kaplan – im Hintergrund Herman Nieuwenhuis – Organisator und Inspirator des Events: Niederländischer Unabhängigkeitspreis
Infobox: Niederländischer Unabhängigkeitspreis
Der Dutch Independence Award, der niederländische Unabhängigkeitspreis, ist eine prestigeträchtige Auszeichnung. Er wird von der Stiftung „Nederlandse Onafhankelijkheid“ jährlich vergeben.
Er wird seit 2018 an Personen oder Organisationen ausgereicht, die sich aktiv und kreativ für staatliche Selbstbestimmung, Souveränität und Unabhängigkeit einsetzen.
Normalerweise wird er am 26. Juli – dem Tag des „Plakkaat van Verlatinghe“ von 1581, der niederländischen Unabhängigkeitserklärung, ausgereicht. In diesem Jahr aber wurde der Preis während des Nato-Gipfels in Den Haag vergeben. Diesjähriger Preisträger ist Robert D. Kaplan, ein amerikanischer Journalist und Experte für Sicherheitspolitik.
Historischer Hintergrund
Am 26. Juli 1581 verabschiedeten die Generalstaaten in Den Haag das Plakkaat van Verlatinghe (lateinisch oft Act of Abjuration). Darin erklärten die aufständischen niederländischen Provinzen, dass sie König Philipp II. von Spanien nicht mehr als ihren legitimen Herrscher anerkennen. Der Schritt war der politische Kulminationspunkt des bereits seit 1568 tobenden Achtzigjährigen Krieges gegen die spanische Krone. Er endete 1648 mit dem Friedenschluss zu Münster und Onsnabrück in Deutschland.
Die bisherigen Preisträger sind:
2022: Wolodymyr Zelensky, Präsident der Ukraine, geehrt für den Einsatz für nationale Unabhängigkeit während des russischen Angriffskriegs
2023: Frauen der iranischen Protestbewegung – repräsentiert durch Rosa Parto und Yasaman Fataie – als Symbol für den Kampf gegen autoritäre Unterdrückung
2024: The Holy Land Confederation – ein kooperatives Projekt von Hiba Husseini (Palästina) und Yossi Beilin (Israel) zur Förderung einer Zwei-Staaten-Lösung anhand einer Konföderationsidee
2025: Robert D. Kaplan
Kaplan ist ein US-amerikanischer Autor, Journalist und geopolitischer Analyst, der vor allem für seine Arbeiten über internationale Beziehungen, Sicherheitspolitik und geopolitische Strategien bekannt ist. Er war viele Jahre als Auslandskorrespondent tätig, unter anderem für „The Atlantic.“
Links:
https://www.nederlandseonafhankelijkheid.nl/
https://www.hetzelmedia.com/dutch-independence-award-fuer-frauen-im-iran/
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