HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 30.11.2021

Die Haager Kolumne

Die Inflation galoppiert – Holland meldet 5,6 % Inflation für November

Europäische Zentralbank muss handeln/Euro so weich wie ein französischer Camembert

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Mein Opa erzählte mir oft folgende Geschichte: ´´Helmut, ich bin oft mit einem Schubkarren voll Geld zum Bäcker gerannt, um Brot zu kaufen. Manchmal hatte ich 100.000 Mark, manchmal 200.000 Mark auf dem Schubkarren. Ich bin mit dem Schubkarren voller Geld immer gerannt, weil ich wusste, je länger ich unterwegs bin, desto weniger wird das Geld wert sein, wenn ich beim Bäcker ankomme. War ich zu langsam, dann bekam ich beim Bäcker für meine 100.000 Mark keinen ganzen Laib Brot mehr, sondern nur noch einen halben. So war das damals.´

 

Hyperinflation: Geld mit dem Schubkarren zum Einkaufen transportieren

 

Damals, das waren die Hyperinflationszeiten in Deutschland in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts, als nach Ende des Ersten Weltkrieges das Geld sogar zum Anzünden eines Feuers verwendet wurde. Es waren schlimme Zeiten.

Sie ebneten den Weg für den Aufstieg von Adolf Hitler in Deutschland. Sie ebneten den Weg in die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Sie ebneten den Weg in die Barbarei der industriell organisierten Vernichtung von Menschen. Die Inflation stand mit an der Wiege der ´´Endlösung der Judenfrage,´´ wie die Nazis das formulierten.

Inflation ist gefährlich. Das zeigt die Geschichte. Man sollte sie also nicht unterschätzen.

 

Nun, anno 2021, galoppiert sie wieder, die Inflation. Angefeuert durch die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie, die in der globalisierten Weltwirtschaft ungekannte Schockwellen auslöst, steigt die Inflation in Höhen, die wir zuletzt vor vielen, vielen Jahren erlebt haben. In der Ölkrise in den 70igern beispielsweise. Das ist lange her – aber unvergessen.

In Deutschland, der nach den USA, China und Japan, viertgrößten Volkswirtschaft der Welt, sprang die Inflation im November auf 5,2 Prozent.

Laut Bundesbank wird sie schon im kommenden Jahr die 6,0-Hürde nehmen.

Aus 100 Euro wurden also im November in Deutschland 94,80 Euro.

In den Niederlanden durchbrach die Inflationsrate im November ebenfalls erstmals seit 40 Jahren wieder die Fünf-Prozentmarke. Holländer mussten im November 5,6 % mehr Geld beim Einkauf ausgeben als noch vor einem Jahr.

In Litauen ist es noch schlimmer. Dort geht die Preissteigerungsrate in Richtung 10 %. Sie beträgt nun in Litauen schon 8,2 %.

Litauen ist Mitglied der Eurozone, der Zone der Europäischen Währungseinheit namens Euro.

Die 19 Staaten der Eurozone sind: Belgien, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, die Slowakei, Slowenien, Spanien und die Republik Zypern.

In der Eurozone betrug die durchschnittliche Inflation im Oktober 2021:  4,1 Prozent. Tendenz steigend.

 

Die Zahlen sind erschreckend. Sie sind alarmierend. Aber die Institution, die die Preisstabilität verteidigen soll, die Europäische Zentralbank EZB in Frankfurt am Main, sie tut nichts. Schlimmer noch: Sie übt sich in der Strauß-Vogel-Politik. Sie steckt den Kopf in den Sand und lässt gebetsmühlenartig verlauten: Die Inflation ist nur vorübergehend. Sie geht auch wieder vorbei. Sagen wir das auch über das Corona-Virus? Das ist ja nur vorübergehend. Das geht ja wieder vorbei. Also tun wir nichts.

Nein, wir kämpfen gegen das Corona-Virus mit allem, was wir haben: Impfen, Lockdowns, Kontaktsperren.

Warum aber tut die EZB nichts? Warum kämpft die EZB nicht gegen die immer schneller steigende Inflation? Die EZB ist gefordert. Ihre französische Präsidentin Christine Lagarde kann nicht länger als schicke Chanel-Diva die Augen schließen und sich als Straußvogel im Sand verkriechen.

Bitte, Frau Lagarde, handeln sie. Rücken sie endlich ab von der katastrophalen Null- und Negativ-Zinspolitik. Bekämpfen sie die galoppierende Inflation, bevor es zu spät ist. Erhöhen sie die Zinsen! Sie retten damit auf lange Sicht den Euro vor dem Kollaps und damit retten sie auch Menschenleben.

 

Die Europäische Zentralbank EZB in Frankfurt am Main, Deutschland

´´Die gegenwärtige Krise stellt die politisch Verantwortlichen und auch die Notenbanken jedoch vor außergewöhnliche Herausforderungen: Für die Notenbanken ist dies mit einer erheblichen Gefahr verbunden. Angesichts ihrer hohen Glaubwürdigkeit und ihrer bisherigen Erfolge sind die Erwartungen an ihren Beitrag zu Krisenbekämpfung hoch. Doch die wesentlichen Ursachen der Krise – mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, hohe staatliche Defizite und Schulden sowie schwache Finanzsysteme in einigen Mitgliedstaaten – können nicht durch die Geldpolitik behoben werden. Hierzu sind umfassende Strukturreformen nötig, die nur von den Regierungen und Parlamenten auf den Weg gebracht werden können,´´ schreibt die Deutsche Bundesbank.

Im Klartext: Die hochverschuldeten südeuropäischen Euro-Länder müssen endlich ihre Hausaufgaben machen. Sie müssen ihre Wirtschaft reformieren. Sie müssen ihre Schulden abbauen.

Christine Lagarde – Vorsitzende der Europäischen Zentralbank EZB, Französin, Mode-Queen. Ihre Chanel-Kreationen die sie trägt, kosten 15.000 Euro und mehr – Aber die Sparer in Europa enteignet sie still und leise mit ihrer Null-Zins-Politik

 

Aber Frau Lagarde und die EZB tun nichts anderes, als durch ihre Null-Zinspolitik das Schuldenmachen dieser Länder zu finanzieren. Damit wird indirekt die Inflation noch weiter angeheizt. Die EZB bricht ihr Mandat, das sie zur Verteidigung der Preisstabilität in der Eurozone verpflichtet.

Die monetäre EZB-Politik der vergangenen Jahre führte dazu, dass der Euro heute so weich ist wie ein französischer Camembert – und eben nicht so hart wie die einstige D-Mark oder der holländische Gulden, so wie uns das bei der Einführung der Währungsunion von Politikern wie Helmut Kohl oder Theo Waigel immer wieder versprochen wurde.

Theo Waigel, damals Finanzminister in Deutschland und Helmut Kohl, damals Kanzler in Deutschland, haben uns immer wieder versprochen:: Der Euro wird so hart sein wie die D-Mark – Jetzt ist der Euro so weich wie ein französischer Camembert

Nur zwei Beispiele:

Als der Euro am 1. Januar 1999 als Buchgeld und drei Jahre später am 1. Januar 2002 als Bargeld eingeführt wurde, erhielt ich für einen Euro 1,63 Schweizer Franken (sfr).

Heute bekomme ich für einen Euro 1,04 sfr. Der Euro hat gegenüber dem Schweizer Franken also mehr als ein Drittel seines Wertes verloren.

Beispiel zwei. Nach der Euro-Einführung erhielt ich für einen Euro in Thailand 56 Baht. Heute erhalte ich in Thailand für einen Euro nur noch 38 Baht.

Noch müssen wir nicht wieder mit einem Schubkarren voller Geld zum Bäcker rennen, so wie mein Opa das musste, weil die Inflation außer Kontrolle geraten ist.

Aber die EZB unter Führung von Frau Lagarde sollte es nicht so weit kommen lassen und verhindern, dass der Euro implodiert und uns in eine neue Währungskrise sowie in eine neue Katastrophe mit einer Hyperinflation stürzt. Sie wäre noch schlimmer als die Corona-Pandemie, die wir jetzt erleiden.

 

Links:

https://www.telegraaf.nl/financieel/1159202675/prijsstijging-in-nederland-door-het-dak

https://www.dw.com/de/inflation-auch-in-eurozone-auf-rekordhoch/a-59977017

https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/inflation-lehren-aus-der-geschichte-614516

 

www.helmuthetzel.com

www.hetzelmedia.com

www.haagsche-salon.com

 

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