HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 25.7.2025
Niederlande/Deutschland/Taiwan/BMW
Niederländische Unternehmer starten Kampagne:
260 nagelneue BMWs sollen vor der Verschrottung gerettet werden
Sie haben einen Schiffsbrand „überlebt“
„Free the Fremantle BMW“ heißt die Kampagne
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Sie stehen da wie aus dem Ei gepellt. Nagelneu. Sie sind noch keine 100 Kilometer gefahren. Ingesamt 260 nagelneue BMWs warten in Rotterdam auf ihre Käufer. Aber die nagelneuen und perfekt aussehenden Autos, made by BMW in München, sie dürfen nicht verkauft werden. BMW hat ihren Verkauf für ganz Europa per Gerichtsentscheid verbieten lassen. Ein Gericht in Den Haag fällte ein entsprechendes Urteil vor einem Jahr.
Dagegen wehrt sich nun die niederländische Stiftung „Free the Fremantle BMW.“ Die Stiftung beginnt eine internationale Kampagne, um die 260 BMWs, die im Jahr 2023 einen Brand auf dem Containerschiff Fremantle vor der Küste der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland überstanden, zu retten – und sie als noch zu verkaufen.
Die BMWs wurden von einer taiwanesischen Versicherungsgesellschaft an eine Gruppe Rotterdamer Unternehmer verkauft.
Die Rotterdamer Unternehmer wollen damit nicht nur Geld verdienen. Sie wollen Autoliebhabern auch den Kauf ihres Traumwagens zu einem erschwinglichen Preis ermöglichen, behaupten sie.
Doch die BMW-Konzernspitze stellt sich quer: Vor Gericht fordert sie, dass diese 260 exklusiven Fahrzeuge verschrottet werden.
Um das zu verhindern, gründeten die Rotterdamer Unternehmer die „Free the Fremantle BMW“-Stiftung, mit dem Ziel, durch eine internationale Kampagne möglichst viele Auto-Enthusiasten zu mobilisieren – um sich gegen die „vernichtende Entscheidung der BMW-Zentrale“ in München zu wehren, wie sie sagen.
Die Kampagne „Free the Fremantle BMW“ will diese 260 prächtigen BMWs aus dem Zugriff der Konzernleitung „befreien,“ sagen sie.
„Wir wollen weltweit BMW-Fans und Autoliebhaber mobilisieren, um zu verhindern, dass diese einwandfreien Fahrzeuge grundlos zerstört werden“, sagt Unternehmer Eric Bakker, der zusammen mit mehreren Geschäftspartnern die BMW-Flotte von einer taiwanesischen Versicherung gekauft hat.

Eric Bakker. Er will 260 nagelneue BMWs verkaufen – und darf das nicht
„Hunderte begeisterte Fahrer könnten jahrelang Freude an diesen deutschen Meisterwerken haben. Doch BMW setzt alles daran, das zu verhindern – mit dem einzigen Ziel, diese makellosen Autos direkt zu verschrotten.
Wir werden weltweit über soziale Medien den „Fremantle-Fall“ darstellen, kündigen sie an.
Hintergrund:
BMW beantragte im Dezember 2023 eine einstweilige Verfügung: Die Autos seien als „Totalschaden“ zu deklarieren. Sie könnten ein erhebliches Sicherheitsrisiko beim Fahren sein. Beschädigungen durch die Hitze während des Brandes auf dem Schiff an Kabeln, der Elektronik, von Metallteilen und des Lacks seien nicht auszuschließen, auch wenn man diese nicht sehen könne.
BMW fürchtet auch um seine Reputation falls die Autos tatsächlich zu einem Sicherheitsproblem auf der Straße werden sollten.
BMW-Konzernzentrale in München
Ein niederländisches Gericht in Den Haag gab BMW recht. Es urteilte: BMW darf den Weiterverkauf der Fahrzeuge verhindern. Die 260 BMWs dürfen in Europa nicht verkauft werden.
Bei einem Verstoß dagegen drohen hohe Bußgelder: Bis zu 250.000 Euro je Verstoß bis zu einem Maximum von 50 Mio. Euro an Bußgeld insgesamt. Dabei berief sich BMW auch auf seine Marken- und Designrechte, um die Blockade der Fahrzeuge rechtlich durchzusetzen.
Aber: Zunächst hatte BMW dem Verkauf zugestimmt – unter der Bedingung, dass die Käufer über die Herkunft der Fahrzeuge – vom Fremantle-Schiff – informiert werden und dass BMW für diese Fahrzeuge keine Werksgarantie mehr übernimmt.

BMW-Konzernzentrale München und BMW-Museum links dahinter
Doch als das öffentliche Interesse an den Fahrzeugen explosionsartig anstieg, machte BMW plötzlich einen Rückzieher.
Unternehmer Eric Bakker dazu: „BMW erklärte die Autos für lebensgefährliche Fahrzeuge wegen angeblicher Rußschäden. Dabei hat das Feuer nie die Fahrzeuge erreicht. Sie standen auf einem ganz anderen Deck als das, auf dem der Brand ausbrach.“
Trotzdem seien alle 260 Fahrzeuge von BMW als verloren abgeschrieben worden, mit der Forderung, sie alle zu verschrotten.
Diese Entscheidung schockierte und empörte die niederländischen Käufer. Sie beauftragten deshalb den renommierten deutschen TÜV, um die Fahrzeuge umfassend prüfen zu lassen.
Das Urteil des TÜV lautet:
„Die Autos befinden sich in neuwertigem Zustand. Sie sind technisch einwandfrei.“ Allerdings wurden nicht alle 260 Autos vom TÜV geprüft. „Es wurde nur eine Test-Stichprobe bei einigen BMWs gemacht,“ geben die Rotterdamer Unternehmer zu. „Von den 260 BMWs wurden 32 vom TÜV untersucht,“ so ein Sprecher der Rotterdamer Unternehmer gegenüber HM-HETZELMEDIA.
Außerdem: „Zur Wahrung der Integrität der Untersuchung hat ein unabhängiger Notar vor der TÜV-Prüfung per Zufallsprinzip sieben Fahrzeuge ausgewählt.
Das Zufallsprinzip gilt übrigens für alle Tests und Prüfungen. Der Prüfer von SGS hat selbst die Auswahl aus den 260 Fahrzeugen getroffen,“ stellt die Stiftung „Free the Fremantle BMW“ fest.

260 nagelneue BMWs warten in Rotterdam auf ihren Verkauf
Bakker legt nach: „BMW behauptet, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen. Doch das klingt ziemlich heuchlerisch, wenn man bedenkt, dass die Produktion dieser 260 Fahrzeuge über 1.800 Tonnen CO₂ verursacht hat“, sagt Bakker.
„Wenn diese Autos jetzt verschrottet werden, wäre das eine Umweltbelastung ohne jeglichen Nutzen.
Der Konzern wirbt damit, Fahrzeuge länger haltbar zu machen und Ressourcen zu schonen – aber in diesem Fall werden hunderte fabrikneue, nie gefahrene Fahrzeuge zum Verschrotten freigegeben. Das ist ein empörender Widerspruch. Wir hoffen, dass Autoliebhaber weltweit sich mit uns solidarisieren, um das zu verhindern.“
Links:
https://www.bmwgroup-werke.com/munich/de.html
https://www.press.bmwgroup.com/deutschland/article/detail/T0413301DE/siegerfahrzeug-der-bmw-open-by-american-express-der-vollelektrische-bmw-i4-m50-im-bmw-group-werk-muenchen-vorgestellt
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