HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 16.9.2025

Niederlande/Deutschland/BMW/„Fremantle Highway“

 

„BMW nimmt eigene Autos als Geiseln“/Deutscher TÜV und andere Inspektionsunternehmen bestätigen: „Die BMWs sind fahrtauglich“

„Wir gehen bis zum Europäischen Gerichtshof“

Interview mit Ad Kornet, CEO der niederländischen Peinemann Mobilift Groep/Mit Ad Kornet sprach HM-Herausgeber Helmut Hetzel

Von HELMUT HETZEL, Den Haag

Frage: Herr Kornet, Sie haben zusammen mit anderen Unternehmern 260 BMWs gekauft, die auf dem teilweise ausgebrannten Frachtschiff „Fremantle Highway“ standen. Warum?

Antwort: Wir haben diese Autos nicht gekauft, um einen Konflikt mit BMW zu provozieren, sondern weil wir eine Chance gesehen haben. Uns war klar: Das sind keine ausgebrannten Wracks, sondern technisch einwandfreie Autos, die zufällig auf einem Schiff standen, auf dem es gebrannt hat. Es ist doch Wahnsinn, in einer Zeit, in der wir über Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und CO₂-Reduktion sprechen, 260 fast neue Autos zu vernichten. Wir wollten verhindern, dass diese BMWs ohne Grund verschrottet werden. Das ist unsere Verantwortung als Unternehmer – ökonomisch, ökologisch und moralisch.

Frage: Wie viel haben Sie bezahlt, und was war Ihr Plan mit den Autos?

Antwort: Wir haben 5,1 Millionen Euro investiert. Das ist viel Geld, aber umgerechnet auf 260 BMWs ist es ein attraktives Geschäft. Unser Ziel war es schlicht, die Autos ganz normal zu verkaufen, zum Preis eines vier Jahre alten VW Golf. An Kunden, die genauso wie wir die Qualität von BMW zu schätzen wissen. Und unsere Frauen wollten auch gerne einen neuen BMW. Aber dieser Traum zerplatzte schnell, als sich BMW auf das Markenrecht berief und den Verkauf verbot. Danach wurden die Autos beschlagnahmt und gewissermaßen von BMW „als Geiseln“ genommen. Wenn BMW sich wirklich Sorgen um die Sicherheit gemacht hätte, hätten sie die Autos selbst zurückkaufen müssen. Aber das haben sie nicht getan, obwohl wir es ihnen viermal angeboten haben.

 

Ad Kornet  (61) – CEO der Firma Peinemann, dem Rotterdamer Familienunternehmen, das in der Vermietung von Kränen, Gabelstaplern und Hubarbeitsbühnen tätig ist

Frage: BMW will den Verkauf verhindern. Ein Richter gab BMW recht. Sie gehen in Berufung. Warum?

Antwort: Das Urteil basiert teilweise auf einer Untersuchung von BMW, in der behauptet wurde, die Autos seien Temperaturen von über 200 Grad ausgesetzt gewesen und deshalb nicht mehr fahrtauglich. Ich kann nachvollziehen, dass ein Richter dann lieber auf Nummer sicher geht. Bemerkenswerterweise hat BMW die Untersuchung nach dem Urteil zurückgezogen. Die Ergebnisse waren, so stellte sich im Nachhinein heraus, unzuverlässig, weil die Sensoren defekt waren. Aber da lag schon eine Beschlagnahmung auf unseren Autos. Unsere eigene Wärme-Degradations-Studie durch ein unabhängiges Institut zeigt klar, dass die Autos nicht überhitzt waren.

Das Feuer entstand auf Deck 8 und zog zunächst nach oben zu Deck 12. Danach nach unten. Bei Deck 6 war der Brand vollständig gelöscht. Deck 5 hatte einen speziellen feuer- und wasserbeständigen Stabilitätsboden, der eigentlich zum Schutz der Schiffsmotoren vorgesehen ist. Diese Bodenplatte hat die Hitze vollständig von den darunterliegenden Decks abgeschirmt. Die Autos auf den Decks 2 bis 4 blieben unversehrt und kamen fahrbereit von Bord.

Auf Fotos von Inspekteuren des Umweltamtes Rotterdam-Rijnmond sieht man ganz normal Ölkanister, Putzlappen und Ähnliches auf dem Deck unserer Autos liegen, als wäre nichts passiert.

Kurzum: Das erste Urteil entspricht nicht den Fakten. Unabhängige Stellen wie der deutsche TÜV, die SGS (Société Générale de Surveillance, ein weltweit führendes Schweizer Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsunternehmen), das COA-Lab (Center for Optical Analysis Laboratory, ein spezialisiertes Labor für Material- und Wärmeanalysen, sowie Metalogic, ein belgisches Forschungs- und Prüfunternehmen, das sich auf Materialforschung, Metallurgie und Korrosionsanalysen spezialisiert hat, sie  haben alle bestätigt, dass die Autos technisch in hervorragendem Zustand uns straßentauglich sind.

 

Die BMWs aus dem Freemantle-Bestand – 260 davon stehen in Rotterdam und warten auf ihren Verkauf

Frage: Wann ist das Berufungsverfahren? Und was geschieht, wenn Sie wieder verlieren?

Antwort: Die Verhandlung ist im November. In diesem Berufungsverfahren haben wir drei Richter, die sich miteinander beraten können. Beim letzten Mal war es nur ein einzelner Richter. Der entschied sich für den sicheren Weg, das verstehe ich. Aber diesmal können wir mit neuen Fakten und Gutachten groß auffahren. Wir hoffen, dass die Vernunft siegt. Nicht nur für uns, sondern auch für die Umwelt. Über unsere Website und LinkedIn-Seite bekommen wir viele Nachrichten von besorgten Menschen weltweit, die empört sind über diese Verschwendung durch BMW. 260 bereits produzierte BMWs, darunter 151 vollelektrische, sollen zerstört werden. Zerstörung bedeutet Millionen Kilo zusätzliche CO₂-Emissionen. Völlig sinnlos. Wir sind bereit, notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof zu gehen, wenn es sein muss. Denn dieser Fall berührt auch fundamentale Fragen von Eigentumsrecht, Nachhaltigkeit und Verbraucherinteressen.

 

Die BMW Konzernzentrale in München. Links dahinter das BMW-Museum. Es ist einen Besuch wert !

Frage: Haben Sie Kontakt mit BMW in München gesucht?

Antwort: Ja, mehrfach. Wir haben BMW von Anfang an eingeladen, die Autos selbst zu inspizieren. Wir waren sogar bereit, sie nach München zu bringen, um sie dort gemeinsam anzusehen. Aber BMW hat nie reagiert. Stattdessen bekommen wir nur juristische Drohungen und Pressemitteilungen. Wir sind Unternehmer. Wir suchen lieber das Gespräch und Lösungen. Aber die andere Seite muss auch bereit sein zuzuhören. BMW entscheidet sich dafür, in einem Elfenbeinturm sitzen zu bleiben. Das ist enttäuschend, denn man sollte doch erwarten, dass gerade BMW ein Interesse an einer nachhaltigen Lösung hat.

Frage: Haben Sie Verständnis für die Haltung von BMW?

Antwort: Ich verstehe, dass eine Marke ihr Image schützen will. Niemand will Schlagzeilen wie „Unsichere BMWs auf dem Markt“. Aber was BMW jetzt tut, ist das Gegenteil von Imagepflege. Sie predigen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, wollen aber gleichzeitig 260 intakte Autos vernichten. Das passt nicht zusammen. Ich glaube, die Kunden verstehen das nicht und fragen sich: Warum wird hier so viel verschwendet? Warum dürfen gute Produkte nicht einfach getestet und genutzt werden? Das ist keine verantwortungsvolle Markenpolitik, das ist ein Widerspruch dazu.

Frage: BMW sagt, Sie führen eine PR-Kampagne, um die Sicherheitsprobleme zu ignorieren. Stimmt das?

Antwort: Die Haltung von BMW ist unverständlich. Wir haben sie unzählige Male eingeladen, das Gespräch zu suchen. Jedes Mal wurden wir abgewiesen. Der stellvertretende Chefredakteur des angesehenen niederländischen Fachmagazins „Automotive“ finde den Streit ebenfalls bizarr. Er bat BMW Niederlande um eine Stellungnahme. Der BMW-Sprecher sagte nur: „Die BMW Group hat festgestellt, dass die Beklagten eine PR-Kampagne gestartet haben…“

Frage: Haben Sie nun eine PR-Kampagne gestartet oder nicht?

Antwort: Ja, wir haben eine PR-Kampagne gestartet. Denn was tut man, wenn man 260 nagelneue BMWs vor dem Verschrotten retten will? Man krempelt als Rotterdamer Unternehmer die Ärmel hoch und tut etwas. Man baut eine Website. Man spricht mit Journalisten. Man bittet den TÜV um ein Gutachten. Man organisiert einen Testtag. Und man tut, was BMW selbst nicht getan hat: Man zeigt die Autos tatsächlich der Öffentlichkeit.

Und genau das ist das eigentliche Problem. Nicht die Autos, sondern die Aufmerksamkeit. Denn wer sich die Wagen selbst anschaut, riecht keinen Brandgeruch. Nur neues Leder. Und wie die Zeitung „Algemeen Dagblad AD“ nach Messungen mit modernster Messtechnik in einem Testbericht feststellte: Die Luft in den BMWs ist sauberer als draußen.

BMW sagt, die Autos seien gefährlich. Aber wo liegt die Gefahr eigentlich? Im Motor? Im Armaturenbrett? Oder darin, dass sich die Öffentlichkeit nun selbst ein Urteil bildet?

 

Ad Kornet sitzt in einem seiner Freemantle-BMWs – aber fahren darf er damit nicht. Das hat BMW per Gerichtsentscheid verboten. BMW will alle 260 Autos, die auf dem brennenden Frachter „Freemantle Highway“ waren, verschrotten lassen

Wir bringen Fakten ans Licht. Wir veröffentlichen unsere Testergebnisse und Gutachten. Wir haben sogar interne BMW-Mails offengelegt, in denen wörtlich steht: „Die Autos sehen außergewöhnlich gut aus. Das sind Produkte, kein Abfall.“ Wer hier faktenfreie PR betreibt, ist BMW. Sie schüren Angst um die Sicherheit, ohne Beweise vorzulegen. Dass sie Journalisten und Kritiker einzuschüchtern versuchen, zeigt nur, wie schwach ihre Position ist. Wir wollen nichts anderes, als dass unabhängige Fakten und Tests den Ausschlag geben.

Frage: Welches Auto fahren Sie selbst? Würden Sie einen oder mehrere der 260 BMWs Ihrer Frau oder Ihren Kindern schenken?

Antwort: Ich fahre derzeit einen Range Rover. Aber ehrlich gesagt: Ich würde meiner Frau oder meinen Kindern sofort einen der Fremantle-BMWs geben. Wir haben sie prüfen lassen, wir wissen, dass sie sicher sind. Sie sehen aus wie neu, fahren wie Neuwagen. Und sie verdienen ein zweites Leben. Für mich ist das auch eine Frage der Glaubwürdigkeit. Wenn ich sage, dass diese Autos gut sind, dann muss ich auch selbst einsteigen. Und das tue ich ohne jede Bedenken. Ich bin sicher, dass viele andere Menschen das genauso machen würden, wenn BMW endlich zulassen würde, dass sie auf die Straße kommen.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch.

 

BMW – Freude am Fahren

BMW – Freude am Fahren

 

Zur Person: Ad Kornet (61)

Ad Kornet ist CEO von Peinemann, dem Rotterdamer Familienunternehmen, das in der Vermietung von Kränen, Gabelstaplern und Hubarbeitsbühnen tätig ist. Zuvor hatte er innerhalb von Peinemann verschiedene Managementfunktionen inne, unter anderem als Betriebsleiter und Direktor für internationale Aktivitäten. Davor sammelte er viel Erfahrung im Logistiksektor und in der industriellen Dienstleistung. Er gilt als Unternehmer, der Technik und Kommerz zu verbinden weiß und Innovation fördert. Seine prominente Rolle im Kampf um den Erhalt der 260 Fremantle-BMWs machte ihn bekannt.

Die Firma Peinemann

Peinemann ist ein Rotterdamer Familienunternehmen, das 1954 gegründet wurde und sich zu einem führenden Anbieter in der Vermietung von Kranen, Gabelstaplern und Hubarbeitsbühnen entwickelt hat. Bei Peinemann arbeiten rund 1.500 Menschen, darunter ein eigenes Ingenieurbüro und mehr als 350 Monteure.

Das Unternehmen erbringt zudem industrielle und logistische Dienstleistungen – unter anderem für den Hafen, die Petrochemie und Infrastrukturprojekte. Mit einer Flotte von Tausenden Maschinen und mehr als 300 Monteuren verfügt Peinemann über eine starke internationale Position. Das Unternehmen ist in Europa, Afrika und Asien aktiv und arbeitet für führende Kunden in unterschiedlichen Branchen. Als Familienunternehmen verbindet Peinemann persönliche Nähe mit internationalem Anspruch.

LINKS:

https://www.hetzelmedia.com/bmw-verbietet-testfahrten-fuer-journalisten-mit-fremantle-bmws/

https://www.hetzelmedia.com/der-streit-um-260-fremantle-bmws-schrott-oder-fahrtauglich/

https://www.hetzelmedia.com/free-the-fremantle-bmw/

https://www.bmwgroup-werke.com/munich/de.html

https://www.free-the-fremantle-bmw.com/

www.helmuthetzel.com

www.hetzelmedia.com

www.haagsche-salon.com

 

Die brennende „Freemantle Highway“

In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 2023 brach der Brand auf dem Frachtschiff  aus, etwa 27 Kilometer nördlich der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland. Der Frachter war auf dem Weg nach Taiwan. Dorthin sollten die Autos exportiert werden. Die Rotterdamer Unternehmer haben die 260 BMWs der „Freemantle“ von einem taiwanesischen Unternehmen gekauft. Preis: 5,1 Mio. Euro.

 

 

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