HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 7.11.2025
Niederlande/China/Nexperia-Konflikt
Nexperia-Halbleiterstreit Niederland – China:
China will wieder Halbleiter liefern
Der suspendierte Ex-Nexperia-Chef Zhang Xuezheng residiert jetzt in einer Sechs-Millionenvilla mitten in einem der schönsten Seen-Gebiet der Niederlande
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Die seit Wochen schwelende schwere Halbleiterkrise zwischen den Niederlanden und China um die Chip-Lieferungen des Halbleiterherstellers Nexperia scheint beigelegt zu sein.
„China wird in den kommenden Tagen wieder mit der Lieferung von Nexperia-Chips nach Europa beginnen.“ Das hat der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans bekannt gegeben. Nach Angaben von Karremans bedeutet das aber nicht, dass die derzeitige niederländische Kontrolle über den Nexperia-Hauptsitz in Nimwegen endet. Karremans hatte Nexperia im vergangenen Monat unter Kuratele gestellt, weil ein umfrangreicher Know-How-Transfer aus dem niederländischen Nexperia-Werk nach China stattfand und dadurch strategisch wichtige Lieferketten gefährdet wurden. Der chinesische Vorstandschef Zhang Xuezheng wurde abgesetzt. Ein Gericht bestätigte seine Entlassung.
Minister Karemans löste den Halbleiterstreit mit China aus
Karremans gab bekannt, dass die Niederlande „angesichts der konstruktiven Gespräche mit den chinesischen Behörden“ darauf vertrauen, dass die Lieferung von Chips nach Europa und in den Rest der Welt in den kommenden Tagen wieder anlaufen werde. Die Lieferungen waren vor einem Monat zum Stillstand gekommen, nachdem Karremans den Hauptsitz von Nexperia in Nimwegen unter Kuratele gestellt hatte und damit eine diplomatische Krise zwischen den Niederlanden und China auslöste.

Der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans (VVD)
Die Ankündigung von Karremans dürfte Erleichterung in der europäischen und vor allem in der deutschen Autoindustrie auslösen, da viele europäische Automobilhersteller für ihre Produktion stark von Nexperia-Chips abhängig ist.

Hauptsitz des Halbleirerhersteller Nexperia im niederländischen Nimwegen
Nexperia produziert jedes Jahr mehr als 100 Milliarden Computerchips, die größtenteils in China montiert werden. In jedem Auto von VW, BMW, Mercedes, Porsche der Audi stecken Hunderte von Nexperia-Chips.

Auch BMW braucht Nexperia-Chips für seine Autos
Der niederländische Wirtschaftsminister Karremans hatte zu diesem drastischen Schritt gegriffen, nachdem er von anderen Nexperia-Vorstandsmitgliedern „besorgniserregende Hinweise“ auf mögliches Missmanagement durch den chinesischen Vorstandschef Zhang Xuezheng erhalten hatte.
Nach Angaben von Minister Karremans drohten zentrale technologische Kenntnisse und Produktionskapazitäten nach China abzuwandern, weshalb er sich gezwungen sah, die Kontrolle über Nexperia in Nimwegen zu übernehmen.

Nexperia-Chips
Wirtschaftsminister Karremans hat ein Gesetz aus dem Jahr 1952 angewendet, um den Halbleiterfabrikanten Nexperia unter Kuratele stellen zu können, weil Gefahr im Verzug war und die Lieferketten von europäischen Kunden von Nexperia unterbrochen hätten werden können durch den Technologie-Transfer nach China.
Der chinesische Präsident Xi Jinping läst die Muskeln spielen
China reagierte mit harten Gegenmaßnahmen und verhängte ein Exportverbot für Chips, die Nexperia in China produziert, wodurch Engpässe in Europa drohten.

Der chinesische Präsident Xi Jinping zeigte im Nexperis-Streit seine Muskueln
Treffen Xi und Trump – Sie besprechen auch die Nexperia-Krise
Ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Südkoreain der vergangenen Woche entspannte den Nexperia-Streit offenbar. Das chinesische Handelsministerium zeigte sich bereit, „Ausnahmen“ für den Export von Nexperia-Chips zu prüfen, übte jedoch erneut scharfe Kritik an der niederländischen Regierung, die „keine Verantwortung übernommen“ habe, so Peking.

US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping machten Nexperia zur Chefsache
Karremans erklärte nun, es habe sehr wohl konstruktive Gespräche mit Peking gegeben, und er sei zuversichtlich, dass Nexperia-Chips „die Kunden in Europa und dem Rest der Welt“ bereits in den kommenden Tagen erreichen werden. „Die Niederlande werden diese Entwicklungen genau beobachten, unterstützen und bei Bedarf angemessene Maßnahmen ergreifen“, so der Minister.
Der abgesetzte einstige chinesische Nexperia-Chef Zhang Xuezheng lässt es sich unterdessen in den Niederlanden gut gehen.
Er wohnt nun im Villen-Dorf Loenen aan de Vecht, südöstlich von Amsterdam, das mit ihm einen besonderen neuen Einwohner erhalten hat. Das berichtet der niederländische TV-Sendder „RTL Z.“
Ein herrschaftliches Anwesen ist nun der neue Wohnsitz von Zhang Xuezheng, der von einem niederländischen Gericht als CEO (Chief Executive Officer) von „Nexperia“ suspendiert wurde, weil er das Unternehmen leer plünderte und mutmaßlich auch betrogen hat.

Zhang Xuezheng, der von einem niederländischen Gericht suspendierte Ex-Nexperia CEO kaufte sich eine feudale Villa an einem der schönsten Seengebiete der Niederlande
Das Anwesen, ganannt: „De Zonneroos“ – die Sonnenrose – stand seit Sommer für 6,5 Millionen Euro zum Verkauf. Der Fernsehsender „RTL Z“ berichtet unter Berufunng auf das Kadaster des niederländischen Grundbuchamts, das Nexperia Anfang Juni das Anwesen erworben hat. Das Chipunternehmen zahlte demnach einen Kaufpreis von 6,1 Millionen Euro sowie zusätzlich rund 600.000 Euro an Erwerbsnebenkosten, also insgesamt 6,7 Mio. Euro. Das sind 200.000 Euro mehr als der Verkäufer verlangte.
In 2019 hat die in Shanghai ansässige chinesische Firma Wingtech Nexperia für rund 3,6 Mrd. US-Dollar übernommen. Mit Nexperia haben die Niederlande eine Perle der europäischen Halbleiterindustrie in die Chinesen verkauft, viel zu billig verkauft.
Das geografisch kleine Holland ist ein Halbleiter-Gigant. Es hat zahlreiche Chipfabriken im Land und mit der ASML den weltweit größten und führenden Hersteller von Chipmaschinen, mit denen die Halbleiter produziert werden können.


ASML -EUV- Technologie
So begann es:
HM-HETZELMEDIA
Von : H.HETZEL, Den Haag
Datum : 20.10.2025
Niederlande/China/Halbleiter
Halbleiterstreit Niederlande-China:
Die Niederlande wollen den Konflikt mit China über die Halbleiterfabrik Nexperia beilegen/Minister fliegt nach Peking
Von HELMUT HETZEL
Den Haag. Der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans will den immer weiter eskalierenden Konflikt mit China um den Halbleiterhersteller Nexperia beilegen.
Karremans erklärte am vergangenen Sonntag in der TV-Talkshow „Buitenhof,“ dass er „in den kommenden Wochen“ ein Treffen mit dem zuständigen chinesischen Minister in Peking zu Nexperia habe.
Nexperia ist ein von Ursprung niederländischer Halbleiterhersteller mit Hauptsitz in Nimwegen.
Aber in 2019 hat die chinesische Wingtech Nexperia für rund 3,6 Mrd. US-Dollar übernommen.
De jure gehört Nexperia nun also der chinesischen Wingtech.
Die niederländische Regierung hat Nexperia aber in der vergangenen Woche unter Kuratele gestellt aus Sorge, dass die chinesische Muttergesellschaft Wingtech wichtiges Know-how und Aktivitäten von Europa ganz nach China verlagern könnte und das teilweise schon getan hat. „Es wurden Produktionskapazitäten und intellektuelles Eigentum aus Nexperia in Nimwegen weggeholt. Hätten wir nicht eingegriffen, dann wäre Nexperia bald leer gewesen,“ heißt es aus dem Haager Wirtschaftsministerium nun ganz konkret dazu.
Wirtschaftsminister Karremans hat ein Gesetz aus dem Jahr 1952 angewendet, um den Halbleiterfabrikanten Nexperia unter Kuratele stellen zu können, weil Gefahr im Verzug war und die Lieferketten von europäischen Kunden von Nexperia unterbrochen hätten werden können durch den Technologie-Transfer nach China. Besonders betroffen davon wäre die deutsche und europäische Automobilindustrie gewesen.
Der chinesische Zweig des Chip-Herstellers Nexperia behauptet nun, schon vollständig unabhängig vom Hauptsitz in Nijmegen zu sein. Die chinesische Nexperia-Fabrik arbeite und entscheide eigenständig, und die Mitarbeiter hätten das Recht, Anweisungen „von außen“ zu ignorieren. Das schreibt Wingtech auf dem chinesischen Social-Media-Kanal WeChat.

Nixperia-Halbleiter
Nexperia China erklärte weiter, dass die chinesischen Aktivitäten ganz normal fortgeführt würden und dass das Personal den Richtlinien und Anweisungen der örtlichen chinesischen Unternehmensleitung unterstehe.
Durch den harten Eingriff der Haager Regierung bei Nexperia, wodurch dem chinesischen Eigentümer Wingtech praktisch die Kontrolle über den Chip-Hersteller in Nijmegen entzogen wurde, stellt sich nun also die Frage: Gilt das auch für die übrigen Nexperia-Fabriken? Insbesondere die in Guangdong (China)?
Nexperia weltweit
Nexperia hat außerdem noch Chipfabriken in Hamburg (Deutschland), Manchester (Vereinigtes Königreich), Seremban (Malaysia) und Cabuyao (Philippinen).

Nexperia-Hauptsitz im niederländischen Nimwegen
Denn durch den staatlichen Eingriff bei
Nexperia-Hauptsitz in Nimwegen darf das Unternehmen nun keine größeren Änderungen mehr an seinen Vermögenswerten, seinem Personal oder seinem geistigen Eigentum vornehmen. Ein niederländischer Kurator führt nun die Geschäfte bei Nexperia in Nimwegen. Der bisherige chinesische Nexperia-Vorstandschef Zhang Xuezheng wurde entlassen.

Der suspendierte chinesische Nexperia-CEO Zhan Xueuzhen lässt es sich gut gehen. Er lebt in dieser 6,7 Mio. Euro teuren Villa in einem der schönsten Seengebiete der Niederland
Fest steht: „Durch das Vorgehen von Wirtschaftsminister Karremans ist die ganze Nexperia-Angelegenheit in die politische Ecke geraten,“ meint der ehemalige niederländische Botschafter in China, Ed Kronenburg in einem Interview mit der Zeitung „De Telegraaf.“
„Man trifft mit dieser Maßnahme auch eine Fabrik in China, von der man weiß, dass sie wichtig ist für die Chips, die wir hier brauchen. Man sollte aber nicht glauben, dass so etwas ohne politische Folgen bleibt.“

Der niederländische Wirtschaftsminister Vincent Karremans
Außerdem: Der Haager Wirtschaftsminister Karremans hat seinen Eingriff im Vorfeld nicht mit anderen Ländern und nicht mit China abgestimmt. „Das macht man nie“, sagte Karremans dazu in der TV-Sendung „Buitenhof,“ da es sich um „sehr vertrauliche Informationen handelt.“
„Das war nicht klug,“ findet Ex-Botschafter Kronenburg. „Bei einer Maßnahme wie dieser ist es wichtig, vorher Rücksprache mit den chinesischen Behörden zu halten. Man sollte sie nicht überraschen. Es handelt sich um eine weitreichende Maßnahme, denn man stellt damit de facto und de jure sogar eine Fabrik in China unter die Aufsicht des niederländischen Wirtschaftsministeriums.“
Nach dem Eingriff bei Nexperia sandte die Haager Regierung allerdings eiligst diplomatische Depeschen zu den Regierungen von China, den USA und den beteiligten EU-Ländern, so Karremans, „um zu erklären, was wir hier getan haben.“
Eingriff in die Marktwirtschaft
Denn einen solchen harten staatlichen Eingriff in die freie Unternehmensführung in einer freien Marktwirtschaft hat es bisher noch nicht gegeben in Holland – außer als 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise die beiden Banken ABN Amrobank und Fortis von den Regierungen in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg verstaatlicht und die Aktionäre enteignet wurden.
Karremans weiter: „In China glaubt man, dass wir unter einer Decke mit den Amerikanern stecken“, so Karremans im TV-Programm „Buitenhof“ weiter. „Das ist aber nicht der Fall. Die Niederlande haben den Eingriff, um Nexperia unter Kuratele zu stellen, nicht auf Druck der USA durchgeführt.“
Links:
www.nexperia.com
www.helmuthetzel.com
www.hetzelmedia.com
www.haagsche-salon.com
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