HM-HETZEL-MEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 1.8.2025

Niederlande/Deutschland/Taiwan/BMW

 

Haager Gericht entscheidet:

260 nagelneue BMWs dürfen nicht verkauft werden

Sie überstanden den Brand auf dem Frachtschiff Fremantle Highway und sollten nach Taiwan exportiert werden

Zwei Rotterdamer Unternehmer kauften sie und wollen sie nun  weiterverkaufen

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Die 260 nagelneuen BMWs, die in 2023 den Brand auf dem Frachtschiff „Fremantle Highway“ überstanden haben, dürfen in Europa nicht verkauft werden. Das hat ein Gericht in Den Haag entschieden. Die Fahrzeuge waren ursprünglich für den Export nach Taiwan bestimmt und sollen nun verschrottet werden, fordert BMW.

Die 260 BMWs waren im Jahr 2023 von zwei Rotterdamer Unternehmern für 5,1 Millionen Euro gekauft worden. Die Luxusautos standen auf dem Unglücksschiff „Fremantle Highway,“ das 2023 vor der Küste der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland in Flammen aufging. Das Frachtschiff hatte ingesamt 3.783 Autos an Bord, darunter viele Modelle der deutschen Nobelmarken BMW, Mercedes und Audi.

Gericht gibt BMW recht

Das Haager Gericht gab mit seinem Urteil BMW voll und ganz recht. Denn der Münchener Auto-Konzern argumentiert, die Fahrzeuge seien lebensgefährlich. Sie dürften nicht auf den Markt und auf die Straße kommen. Durch die hohe Hitze, die auf dem Frachtschiff herrschte, könnte beispielsweise die Elektronik und die Bekabelung der BMWs beschädigt worden sein. Die Schäden seien unsichtbar. Die 260 BMWs müssen daher verschrottet werden.

Sie dürften in Europa nicht weiterverkauft werden, was die beiden Rotterdamer Unternehmer vor haben.

BMW Hauptsitz in München – mit BMW-Museum dahinter

Die Gretchenfrage lautet: Sind die 260 BMWs Schrott – oder sind sie fahrtauglich?

Die beiden Rotterdamer Unternehmer sind: Eric Bakker und Sam Peinemann. Bakker ist Inhaber von „3B Exclusief,“ einem Unternehmen, das gebrauchte Luxusautos mit geringer Laufleistung verkauft. Sam Peinemann leitet den gleichnamigen Rotterdamer Familienbetrieb, der Hubarbeitsbühnen und Gabelstapler verleiht. Beide meinen: Die 260 Autos seien alle in Ordnung.

Begründung: Die 260 Fahrzeuge befanden sich auf einem Deck, auf dem das Feuer nicht gewütet habe. Dort habe auch kein Löschwasser Schaden anrichten können. Abgesehen von etwas Ruß auf der Außenseite seien sie alle unversehrt. Die Unternehmer ließen vom deutschen TÜV umfassende Gutachten anfertigen, die ihre Sichtweise bestätigten.

Das Urteil des TÜV lautet:

„Die Autos befinden sich in neuwertigem Zustand. Sie sind technisch einwandfrei.“ Allerdings wurden nicht alle 260 Autos vom TÜV geprüft. „Es wurde nur eine Test-Stichprobe bei einigen BMWs gemacht,“ geben die Rotterdamer Unternehmer zu. „Von den 260 BMWs wurden 32 vom TÜV untersucht,“ so ein Sprecher der Rotterdamer Unternehmer gegenüber unserer Zeitung.

Aber das Gericht urteilte, dass die Autos nicht zuverlässig seien, da vom Brand ausgelöste versteckte Mängel nicht ausgeschlossen werden könnten. Die Gutachten der neuen Eigentümer änderten laut Urteil nichts an diesem Risiko. Deshalb müssen die Fahrzeuge an BMW übergeben und verschrottet werden. Die beiden Rotterdamer Unternehmer wollen gegen das Gerichtsurteil Berufung einlegen.

Sie haben auch eigene Recherchen angestellt:

„Es gibt Fotos eines BMW Alpina in einem Showroom in Tokio, sogar mit einer Person am Steuer. Wir haben die Fahrgestellnummer mit der Frachtliste abgeglichen: Es handelt sich eindeutig um ein Fremantle-Fahrzeug. In den Niederlanden soll so ein Fahrzeug ein Totalschaden sein, in Japan ist es offenbar straßentauglich,“ sagt der Autohändler Eric Bakker dazu.

 

Dieser BMW Alpina stand in Tokio offiziell zum Verkauf – er stammt aus der Fremantle Highway – er hat den Brand auf dem Frachtschiff ebenfalls überstanden

 

Fahrgestellnummer mit der Frachtliste abgeglichen

Außerdem: „Unsere Recherchen zeigen inzwischen, dass BMW gegenüber dem Gericht keine vollständige Transparenz über das Schicksal aller Fremantle-Fahrzeuge gegegeben hat. Neun hochwertige BMW Alpina-Modelle vom Unglücksschiff wurden offenbar heimlich nach Japan verschifft und über BMWs Tochterunternehmen Alpina an den japanischen Händler Nicole Racing zur Veräußerung an Verbraucher ausgeliefert,“ behauptet der Rotterdamer Autohändler.

 

Eric Bakker. Er will 260 nagelneue BMWs verkaufen – und darf das nicht

Diese Alpina-Fahrzeuge waren mindestens bis Ende Mai 2025 in einem Showroom in Tokio ausgestellt. Bemerkenswert sei, dass BMW noch im März vor Gericht erklärte, alle für Japan bestimmten Fahrzeuge seien „bereit zur Verschrottung“. „Die Entdeckung, dass eines dieser angeblich „unsicheren“ Wrackfahrzeuge, ein BMW Alpina XB7, öffentlich in einem Verkaufsraum angeboten wurde, wirft ernste Zweifel an der Behauptung von BMW auf, alle Fremantle-BMWs seien nicht mehr verkehrstauglich,“ so Bakker.

Teure BMW-Alpina-Modelle

Außerdem hätten sich einige der extrem teuren BMW Alpina auf demselben Deck der Fremantle Highway befunden wie die „niederländischen“ BMWs.

Ein BMW Alpina XB7 kostet in Deutschland zwischen 137.448  Euro (2024) und rund 170.500  Euro mit Facelift.

Bis vor Kurzem hätten sie in einem Showroom in Japan zum Verkauf standen. Nach Angaben von BMW wurden diese Fahrzeuge ohne Mitwirkung des Herstellers nach Japan verschifft, auch sie müssten eigentlich verschrottet werden.

BMW Alpina

Rotterdamer Autohändler gehen in Berufung

Der Anwalt der beiden Rotterdamer Unternehmer erhebt schwere Vorwürfe gegen BMW:

„Die Situation ist erschütternd“, sagt Rechtsanwalt Timme Geerlof. „BMW hat dem Gericht nichts von der Existenz dieser Fahrzeuge in den eigenen Showrooms in Japan mitgeteilt, obwohl sie darüber informiert waren. Das untergräbt die Wahrheitsfindung erheblich.“

Geerlof weist darauf hin, dass BMW bereits zuvor im Verfahren falsche Angaben gemacht habe – etwa zu den angeblich extremen Temperaturen während des Brandes. Als die Käufer dies widerlegten, zog BMW diese Behauptung zurück. Laut Geerlof verstößt BMW damit gegen die prozessuale Wahrheitspflicht, die Parteien verpflichtet, relevante Fakten vollständig und wahrheitsgemäß vorzulegen.

Der Anwalt weiter: „Neben der verschwiegenen Japan-Ausfuhr steht BMWs rechtliche Argumentation auch in anderer Hinsicht unter Druck. Erstmals in der Verhandlung brachte BMW vor, die europäische Altfahrzeugrichtlinie (2000/53/EG) sei auf die Ladung anwendbar – was bedeuten würde, dass die Autos als Abfall zu behandeln seien.

Dies trifft laut der niederländischen Inspektion für Umwelt und Verkehr (ILT) nicht zu. Freigegebene ILT-Dokumente zeigen, dass sowohl BMW Alpina als auch der japanische Käufer in der Korrespondenz bestätigten, dass die Fahrzeuge weiterverkauft und nicht recycelt werden sollten.

Da keine Entsorgungsabsicht bestand, war keine Exportgenehmigung erforderlich. Die ILT sah keinen Grund, die BMW Alpinas als Abfall einzustufen – der Transport nach Japan wurde genehmigt. Damit entfällt die Grundlage für BMWs Verweis auf die Altfahrzeugrichtlinie.“

Solange das Berufungsverfahren läuft, müssen die 260 Autos nicht verschrottet werden. Wann die Berufungsverhandlung stattfinden wird, ist noch nicht bekannt.

 

BMW Alpina – der Luxus.BMW

Links:

https://www.hetzelmedia.com/free-the-fremantle-bmw/

https://www.hetzelmedia.com/kunst-auf-raedern-race-of-life-ein-bmw-als-kunstwerk-im-haager-louwman-museum/

https://de.wikipedia.org/wiki/BMW

www.bmw.de

www.bmw.com

www.helmuthetzel.com

www.hetzelmedia.com

www.haagsche-salon.com

 

BMW Alpina

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