HM-HETZELMEDIA

Von       : H.HETZEL, Den Haag

Datum     : 3.4.2024

English Version see below

Niederlande/Irland/Frankreich/Malerei

 

Der „Tag des Stieres“ von Paulus Potter am 6. April 2024 in Den Haag:

„Der Stier“ von Paulus Potter wird öffentlich restauriert im Haager Museum Mauritshuis/Gemälde hat einen „Bruder-Stier“ in Dublin

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Weltbekannt ist das Haager Museum Mauritshuis, weil dort das Meisterwerk von Jan Vermeer (1632-1675) „Das Mädchen mit dem Perlohrring“ zu sehen ist, ebenso das wohl letzte Selbstportrait, das Rembrandt van Rijn (1606-1669) von sich vor seinem Tod malte.

Doch das berühmte Haager Museum Mauritshuis, das von der New York Times wegen Bedeutung der Mauritshuis-Kollektion mit  dem Louvre in Paris und dem Prado in Madrid verglichen wird, hat noch eine andere malerischen Perle in seiner Sammlung. Es ist „Der Stier“ von Paulus Potter (1625-1654). Mit seiner Größe von 2,3 mal 3,3 Metern ist „Der Stier“ das größte Gemälde in der Mauritshuis-Kollektion. „Der Stier“ wurde von Paulus Potter 1647 in Den Haag gemalt.

„Die Nachtwache von Den Haag“

Die Direktorin des Mauritshuis, Martine Gosselink, nennt „den Stier von Potter,“ wie die Haager das Gemälde nennen, daher augenzwinkernd mit einem Verweis nach Rembrandt: „Es ist die Nachtwache von Den Haag.“

 

Der Stier – das Meisterwerk von Paulus Potter. Er malte es 1647 in Den Haag

Was macht das Gemälde so besonders? „Dies ist eines der berühmtesten Gemälde des Mauritshuis. Was „The Bull“ so besonders macht, ist die Tatsache, dass Potter etwas so Gewöhnliches wie einen Stier in einem so großen Format dargestellt hat – das war beispiellos. Und dass er trotz seiner Größe viel Wert auf die kleinsten Details gelegt hat, wie die Lerche am Himmel, das Sonnenlicht auf der Wiese, die Fliegen um den Rücken des Stiers und die Schnurrhaare der Kuh. Damit wurde dieses Gemälde zum Aushängeschild der niederländischen naturalistischen Malerei, erklärt Gosselink die Einzigartigkeit des Gemäldes „Der Stier“ von Paulus Potter.

Ab April steht „Der Stier von Potter“ nun ganz im Mittelpunkt der Aktivitäten des Mauritshuis-Museums. Denn das große Gemälde von Potter, sein Meisterwerk, wird restauriert. Man könnte auch sagen: „Der Stier“ erhält ein Facelift.

 

Martine Gosselink, Direktorin des Mauritshuis-Museums in Den Haag

Das aber geschieht nicht hinter verschlossenen Türen. Nein, die aufwendige Restauration des Potter-Gemäldes geschieht öffentlich. Jeder Besucher des Mauritshuis-Museums kann dabei zusehen. Die Restauratoren verrichten ihre viel Geduld und Zeit fragende Arbeit mitten im Museum, sind aber durch Glasscheiben vom Publikum getrennt.

 

Das Mauritshuis-Museum in Den Haag – rechts in dem kleinen Turm, das ist der Regierungssitzdes niederländischen Ministerpräsidenten Foto: Helmut Hetzel

Der Tag des Stieres

Erster vorläufiger Höhepunkt der aufwendigen Restauration „Des Stiers von Potter,“ die voraussichtlich bis 2025/26 dauern wird, ist der bevorstehende 6. April. Das Museum hat diesen Tag zum „Tag des Stieres“ gekürt. An diesem Stier-Tag gibt es im Mauritshuis-Museum Workshops. Auf diesen Workshops können die Besucher selbst versuchen, einen Stier zu malen – oder zu zeichnen.

Außerdem gibt es für Besucher, die mit Nachnamen Stier heißen, freien Eintritt. Das gilt auch für Besucher mit den Nachnamen: Schaf, Frosch, Pferd, Kuh, Fliege, Lerche und Ziege.

Wer den Vornamen „Teun“ trägt, der hat ebenfalls am 6. April freien Zugang am „Tag des Stieres“ im Mauritshuis-Museum. Denn „Teun,“ das ist der Name des Bauern, der neben dem Stier auf dem Gemälde steht.

Die alte Wunde

Das Potter-Meisterwerk “Der Stier“ hat eine bewegte Geschichte und eine „alte Wunde.“

Die „alte Wunde“ wurde im Zuge der Vorbereitung der Restaurierung des Gemäldes bei Röntgenaufnahmen entdeckt. Die „Wunde“ ist ein fast einen halben Meter langer Riss. Die „Wunde“ wurde „dem Stier“ in Frankreich zugefügt. Denn während der Besatzung der Niederlande durch Napoleon 1795-1813 haben die französischen Besatzer den „Stier“ von Potter aus der Privatsammlung des niederländischen Statthalters Willem V. gestohlen und ihn in den Louvre nach Paris gebracht. Beim Transport oder im Louvre muss das Potter-Gemälde dann wohl versehentlich an einem spitzen Gegenstand vorbeigezogen worden sein. Nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht von Waterloo 1815 und der damit verbundenen Befreiung der Niederlande von der französischen Besatzung, holten sich die Holländer das Raubgut „Der Stier“ aus dem Louvre zurück. Als das Gemälde aus Frankreich in seine Heimat nach Den Haag 1815 zurückkehrte, läuteten in Den Haag alle Glocken. Die „Wunde“ an dem Gemälde wurde von Restaurateuren „geheilt,“ sprich restauriert. Nun folgt die zweite „Heilungsoperation“ durch die neuerliche Restauration des gesamten Gemäldes.

Die Restauratorinnen

Was muss noch restauriert werden? „Die Lackschicht ist gelb geworden,“ sagt Restauratorin Abbi Vandivere. „Im Laufe der Jahrhunderte wurde vieles übermalt, vor allem die Luft über dem Stier,“ so die Restauratorin. Die Herausforderung der Restaurierung bestehe darin, das Gemälde „wieder so aussehen zu lassen, wie Potter es ursprünglich gemalt hatte.“

 

Die beiden Restauratorinnen des „Stiers“ Abbie Vandivere (links) und Jolijn Schilder (rechts)

Um das herauszufinden, waren umfangreiche historische Recherchen notwendig. Es wurde geforscht in Archiven und in alten Zeitungen. Im Zuge dieser Recherchen machte man eine Entdeckung:

Der Haager „Stier“ von Paulus Potter hat einen Bruder in Irland.

Während der historischen Recherchen entdeckte Restauratorin Jolijn Schilder, dass das Gemälde „Der Stier“ von Potter am 28. Mai 1664 mit anderen Gemälden in Amsterdam auf einer Auktion versteigert worden war. Unter den damals versteigerten Gemälden, war noch ein zweites Werk, vermutlich auch von Potter. Titel: „Der Raub von Europa.“

„Es war ein mythologisches Thema,“ berichtet Schilder. „Zeus entführt in Gestalt eines weißen Stiers die Prinzessin Europa. Wir haben nach diesem weißen Stier von Potter gesucht und ihn in der Gallery of Ireland in Dublin entdeckt,“ berichtet Schilder. „Aber es war nur ein Fragment des ursprünglichen Gemäldes.“ Unklar sei, warum ein Teil des Gemäldes „Der Raub von Europa“ weggeschnitten worden ist.

„Aber es ist eine fantastische Entdeckung,“ freut sich Caroline Campbell, Direktorin der National Gallery in Dublin.

Der weiße Stier-Bruder – ist in Dublin gelandet

Bis Juni soll der „Weiße Stierkopf,“ der vermutlich auch von Potter gemalt wurde, auch während der Restaurierung des „Stiers“ von Potter im Mauritshuis in Den Haag zu sehen sein. Wer genau hinguckt, der kann die „Verwandtschaft“ zwischen den beiden Stieren jedoch gut erkennen.

Beide kann nur einer gemalt haben: Paulus Potter.

Links:

https://en.wikipedia.org/wiki/Paulus_Potter

https://www.mauritshuis.nl/de/

 

 

 

Reiseführer: City Trip Den Haag mit Scheveningen, 8. Auflage 2022, von Helmut Hetzel und Ulrike Grafberger. Die. 9. völlig neue und aktualisierte Auflage erscheint im Frühjahr 2024

/ Textende / Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag

English Version

HM-HETZELMEDIA

From: H.HETZEL, The Hague

Date: 3.4.2024

Netherlands/Ireland/France/Painting

„The Day of the Bull“ by Paulus Potter on April 6, 2024 in The Hague:

„Der Stier“ (The Bull) by Paulus Potter is undergoing public restoration at the Hague Museum Mauritshuis/Painting has a „brother-bull“ in Dublin

By HELMUT HETZEL

 

The Hague. The Hague Museum Mauritshuis is world-renowned because it houses the masterpiece by Jan Vermeer (1632-1675) „Girl with a Pearl Earring,“ as well as arguably the last self-portrait painted by Rembrandt van Rijn (1606-1669) before his death.

However, the famous Hague Museum Mauritshuis, which the New York Times compared to the Louvre in Paris and the Prado in Madrid in terms of the significance of the Mauritshuis collection, has another painterly gem in its collection. It is „The Bull“ by Paulus Potter (1625-1654). With its dimensions of 2.3 by 3.3 meters, „The Bull“ is the largest painting in the Mauritshuis collection. „The Bull“ was painted by Paulus Potter in The Hague in 1647.

The director of the Mauritshuis, Martine Gosselink, jokingly refers to „Potter’s bull,“ as the people of The Hague call the painting, with a nod to Rembrandt: „It is The Night Watch of The Hague.“

What makes the painting so special? „This is one of the most famous paintings in the Mauritshuis. What makes ‚The Bull‘ so special is the fact that Potter depicted something as ordinary as a bull on such a large scale – that was unprecedented. And despite its size, he paid great attention to the smallest details, such as the lark in the sky, the sunlight on the meadow, the flies around the back of the bull, and the cow’s whiskers. This made this painting the flagship of Dutch naturalistic painting,“ explains Gosselink the uniqueness of Paulus Potter’s painting „The Bull.“

From April onwards, „Potter’s Bull“ will be at the center of activities at the Mauritshuis Museum. Because the large painting by Potter, his masterpiece, is being restored. One could also say: „The Bull“ is getting a facelift.

However, this is not happening behind closed doors. No, the elaborate restoration of the Potter painting is happening in public. Every visitor to the Mauritshuis Museum can watch it. The restorers are carrying out their painstaking work in the middle of the museum, but are separated from the public by glass panels.

The first preliminary highlight of the elaborate restoration of „Potter’s Bull,“ which is expected to last until 2025/26, is the upcoming April 6. The museum has designated this day as the „Day of the Bull.“ On this bull day, there will be workshops at the Mauritshuis Museum. In these workshops, visitors can try their hand at painting – or drawing – a bull themselves. In addition, visitors with the surname „Bull“ will have free entry. This also applies to visitors with the surnames: Sheep, Frog, Horse, Cow, Fly, Lark, and Goat.

Anyone with the first name „Teun“ also has free access on April 6, the „Day of the Bull“ at the Mauritshuis Museum. Because „Teun“ is the name of the farmer standing next to the bull in the painting.

The Potter masterpiece „The Bull“ has a eventful history and an „old wound.“

The „old wound“ was discovered during the preparation for the restoration of the painting through X-rays. The „wound“ is an almost half-meter-long crack. The „wound“ was inflicted on „The Bull“ in France. During the occupation of the Netherlands by Napoleon from 1795-1813, the French occupiers stole Potter’s „The Bull“ from the private collection of the Dutch stadtholder Willem V. and took it to the Louvre in Paris. During transport or at the Louvre, the Potter painting must have been accidentally grazed by a sharp object. After Napoleon’s defeat in the Battle of Waterloo in 1815 and the subsequent liberation of the Netherlands from French occupation, the Dutch reclaimed the stolen goods „The Bull“ from the Louvre. When the painting returned from France to its homeland in The Hague in 1815, all the bells rang in The Hague. The „wound“ on the painting was „healed“ by restorers. Now follows the second „surgical operation“ through the renewed restoration of the entire painting.

What else needs to be restored? „The varnish layer has turned yellow,“ says restorer Abbi Vandivere. „Over the centuries, much has been overpainted, especially the air above the bull,“ adds the restorer. The challenge of restoration is to „make the painting look as Potter originally painted it.“

Extensive historical research was necessary to find this out. Research was conducted in archives and old newspapers. As a result of this research, a discovery was made:

Paulus Potter’s „The Bull“ in The Hague has a brother in Ireland.

During the historical research, restorer Jolijn Schilder discovered that the painting „The Bull“ by Potter was auctioned in Amsterdam on May 28, 1664, along with other paintings. Among the paintings auctioned at the time was another work, presumably also by Potter. Title: „The Rape of Europa.“

„It was a mythological theme,“ reports Schilder. „Zeus kidnaps Princess Europa in the form of a white bull. We searched for this white bull by Potter and found it at the Gallery of Ireland in Dublin,“ Schilder reports. „But it was only a fragment of the original painting.“ It is unclear why a part of the painting „The Rape of Europa“ was cut off.

„But it’s a fantastic discovery,“ says Caroline Campbell, director of the National Gallery in Dublin.

Until June, the „White Bull’s Head,“ presumably also painted by Potter, will also be on display during the restoration of „The Bull“ by Potter at the Mauritshuis in The Hague. Anyone who looks closely can see the „relationship“ between the two bulls. Only one person could have painted both: Paulus Potter.

Links:

https://en.wikipedia.org/wiki/Paulus_Potter

https://www.mauritshuis.nl/de/

 

 

Reiseführer/Travel Guide: Den Haag mit Scheveningen/The Hague and Scheveningen von/by Helmut Hetzel and Ulrike Grafberger 8th Edition 2022, 9th Edition will be published in spring 2024

 

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