HM-HETZEL-MEDIA – DEN HAAG

Datum     : 07.04.2019

Niederlande/Umwelt/Meere

Panne beim Ocean-Clean up-Projekt:

Säuberung der Ozeane von Plastikmüll unterbrochen/Niederländer entwickelte einzigartiges Säuberungsprojekt für die Ozeane

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Die große Säuberung der Ozeane von Plastikmüll ist unterbrochen.

Der niederländische Meeresforscher  Boyan Slat, der das Projekt entwickelte und startete, kündigt das auf seiner Website  an. Dort heißt es: ,,Einer der stählernen Arme am Projekt ist abgebrochen. Es könnte Metallermüdung sein oder die Metallarme wurden nicht gut zusammengeschweißt. Die Reparatur wird einige Monate dauern.‘‘

Nach der Reparatur des von Boyan Slat entwickelten Meeresstaubsaugers soll die Säuberung im Pazifischen Ozean am dortigen ,,Great Pacific Garbage Patch‘‘ jedoch weitergehen, kündigt er an. Ein riesiger ,,Plastikteppich‘‘ der da auf dem Meer zwischen Hawaii und der amerikanischen Westküste von Kalifornien schwimmt, soll vom Ocean Clean-up-Projekt gereinigt werden.

Die Meeresoberfläche, die von dem von Boyan Slat entwickelten Meeresstaubsaugern gesäubert werden soll, ist dreimal so groß wie Frankreich.

Die Idee

Boyan Slat (24) entwickelte als Student die Idee, die Meere vom Plastikmüll zu säubern, da dieser zu einer immer größeren Gefahr für Fische und Meerestiere wird. Er  konzipierte das Ocean-Clean up-Projekt.

Es funktioniert so: Eine Art riesiger Meeresstaubsager, dessen Prototyp ein Jahr lang in der Nordsee getestet wurde, fängt die auf dem Wasser schwimmenden Plastikabfälle ein und entsorgt den Müll per Schiff aufs Land, wo der Plastikmüll dann wieder recycelt werden kann.

                              The Ocean Clean-up-Project

Der erste Meeresstaubsauger, den Boyan Slat entwickelte, war ein kleiner Prototyp. Er umfasste 100 Meter und bestand aus einer Reihe von Luftkissen, die sich wie Gardinen vor den Fenstern auf die Meeresoberfläche legen. Durch das Berechnen der Strömungsverhältnisse wurde dieser Meeresstaubsauger aus Luftkissen so auf der Wasseroberfläche platziert, dass das im Meer treibende Plastik in die Luftkissenreihe hinein schwamm und dann geborgen werden kann.

Diesen Prototyp haben Slat und sein Team während der einjährigen Testphase auf der Nordsee aber verändert. Die neue Methode ist billiger und effizienter. Aus den Luftkissen wurden schwimmende Stahlarme.

Zwischen Hawaii und Kalifornien

So wurden zunächst im Pazifik zwischen Hawaii und Kalifornien mehrere dieser Meeresstaubsauber eingesetzt. Sie haben an der Oberfläche eine Reichweite von einem bis zwei Kilometern, sind aber mit treibenden Ankern versehen. Die treibenden Anker befinden sich in einer Tiefe von 500 bis 600 Metern. Da dort unten die Strömungen aber geringer sind als die Strömungen an der Meeresoberfläche, bewegen sich die Wasserstaubsauger auf der Oberfläche träger fort und können somit mehr Plastikabfälle von den treibenden Metallarmen an der Wasseroberfläche eingefangen werden.

Geplant ist, dass 50 dieser Meeres-Säuberungssysteme eingesetzt werden, um das ,,Great Pacific Garbage Patch‘‘ zwischen Hawaii und Kalifornien zu entsorgen.

Drei Millionen Tonnen Plastikmüll

,,Ich schätze, dass wir insgesamt bis zu drei Millionen Tonnen Plastik aus den Ozeanen fischen müssen,‘‘ so Boyan Slat.

Möglich wurde das Ocean Clean-up-Projekt, weil es Slat gelungen ist, über Crowdfunding rund 20 Millionen Euro einzusammeln, so dass genügend Geld in der Kasse ist, um die 50 notwendigen Meeresstaubsauger herstellen zu lassen.

Dank der breiten finanziellen Unterstützung aus der Bevölkerung via Crowdfunding konnte Boyan Slat inzwischen auch 65 Ingenieure und Meeresforscher einstellen, die ihm bei der Realisierung seines riesigen Reinigungsprojekts unterstützen.

Unter den Sponsoren für das Ocean-Clean up-Projekt sind viele Firmen aus dem Silicon Valley in den USA, einer der prominenten privaten Sponsoren ist Peter Thiel, der Erfinder des Paypal-Systems. Thiel spendete 100.000 Dollar.

Das von Boyan Slat entwickelte Ocean Clean up-Projekt wird von Wissenschaftlern und Meeresbiologen überwiegend positiv bewertet und gelobt. Es gibt aber auch einige kritische Stimmen.

,,Das ist die falsche Herangehensweise,‘‘ meint Hans van Haaren, vom Königlich-Niederländischen Seeforschungsinstitut an der TU Delft. ,,Man muss die Verschmutzung der Meere mit Plastik nach dem Verursacherprinzip anpacken. Das heißt auf dem Land, bei den Menschen, die Plastik gebrauchen und es achtlos wegwerfen. Sowie an den Flussmündungen, die in die Meere münden. Dort muss man das Plastik abfangen, damit es erst gar nicht in die Ozeane gelangen kann,‘‘ meint der Meeresforscher van Haaren. Er steht mit dieser Kritik aber weitgehend alleine. Schließlich besteht die Herausforderung jetzt darin, den vielen Plastikabfall, der schon in den Ozeanen schwimmt, aus dem Wasser herauszuholen und die Meere wieder sauber zu machen.

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