ING-Chef Hamers: ,,EZB-Null-Zinspolitik ist wirkungslos“

CEO der ING Bank Ralph Hamers

HM-HETZELMEDIA

Von : H.HETZEL, Den Haag

Datum : 2.8.2019

Niederlande/EU/Euro

ING-Chef Hamers: EZB-Zinspolitik ist wirkungslos geworden

Von HELMUT HETZEL

Den Haag. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB ist wirkungslos geworden. Sie ,,verpufft an den Märkten, und hindert das Wirtschaftswachstum in der EU und der Eurozone angesichts der anhaltenden Unsicherheiten über den Brexit sowie den Handelskrieg zwischen den USA und China.‘‘ Mit diesen deutlichen Worten kritisiert der Vorstandschef der niederländischen Großbank ING, Ralph Hamers, die Null-Zinspolitik der EZB und deren scheidenden Vorsitzenden Mario Draghi. ,,Wer in diesem Umfeld die Zinsen noch weiter anpasst, hat den Bezug zur Realität verloren,‘‘ warnt der ING-Vorstandschef Hamers. Mario Draghi wird die EZB-Präsidentschaft im Oktober an die Französin Christine Lagarde abgeben.

Nach Ansicht des ING-Vorstandschef Hamers haben bestimmte europäische Regierungen durch die Niedrigzinspolitik sowie die umfangreichen Aufkäufe von Staatsanleihen durch die EZB die Chance erhalten, Reformen durchzuführen. ,,Die EZB hat für sie Zeit gekauft durch diesen historisch niedrigen Zins. Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Wie kommen wir zurück in eine normale Situation. Am Markt gibt es ausreichend Liquidität, um die Kreditnachfragen bedienen zu können. Aber was wir jetzt sehen ist, dass die Verbraucher immer unsicherer werden und sich Sorgen über ihre finanzielle Zukunft machen. Obwohl die Zinsen auf dem Nullpunkt sind, sparen sie mehr. Die Zinspolitik der EZB funktioniert nicht mehr.‘‘ Es sei ,,ein kontraproduktiver psychologischer Effekt am Markt festzustellen. ,,Trotz der niedrigen Zinsen geben die Menschen nicht mehr Geld aus, sie sparen, weil sie unsicher und verunsichert sind.‘‘

Mario Draghi – EZB-Vorsitzender – im Oktober 2019 tritt er ab

EZB-Zinspolitik funktioniert nicht mehr

Sie stürzt Banken in die Ertragskrise

Außerdem: Die Politik des billigen Geldes der EZB stelle das Geschäftsmodell der Banken in Frage. Das habe bisher darin bestanden, dass die Bankkunden für ihre Spareinlagen Zinsen erhalten haben und dass Banken Kredite gaben und dafür Zinsen kassierten. Die ING ,,parkt täglich rund 50 Mrd. Euro bei der EZB in Frankfurt/Main.‘‘ Dafür müssten Negativzinsen von 0,4 % gezahlt werden. Die Politik der negativen Zinsen belaste die Einnahmen der Banken immer mehr,‘‘ stellt Ralph Hamers in einem Interview mit der Zeitung ,,de Telegraaf‘‘ fest.

ING Bank zahlt Aktionären Zwischendividende von 0,37 Euro in bar

Für das zurückliegende erste Halbjahr 2019 meldet die ING-Bank einen stabilen Nettogewinn von 1,438 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,443 Mrd. Euro) oder 0,37 Euro je Aktie.

Die ING Bank will den Aktionären einen Zwischendividende in bar von 0,24 Euro je Anteilschein ausschütten. Die Zahl der Kunden ist im zurückliegenden Semester um 300.000 gestiegen, so dass die ING Bank jetzt weltweit in 40 Ländern rund 38 Mio. Kunden bedient. In Europa sind außer den drei Benelux-Ländern Deutschland, Österreich, Polen wichtige Standorte und Märkte der ING Bank.

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